Feinstaub

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Feinstaub

Hinter dem harmlosen Namen Feinstaub verbergen sich tödliche Gefahren: Dieselruß, Baustaub, Abgase aus Industrie und Heizungen. Feinstaubpartikel, wegen ihres Durchmessers von weniger als 10µm auch PM10 (particulate matter – partikelförmige Stoffe) genannt, stellen eine ernste Bedrohung für die menschliche Gesundheit dar: Die Staubpartikel gelangen aufgrund ihrer mikroskoptischen Größe ungehindert in die Lunge und können dort Entzündungen, Wucherungen, Asthma, Bronchitis und Krebs auslösen. Die feinsten Stäube (ultrafeine Partikel) finden sogar den Weg in die Blutbahn, wo sie Thrombosen bilden können. Die möglichen Folgen: Herzinfarkt, Schlaganfall.


Ungefähr die Hälfte der Feinstaubpartikel stammt aus dem Verkehr. Vor allem PKW und LKW mit Dieselantrieb sind für den PM10-Ausstoß verantwortlich, denn beim Verbrennen von Dieselkraftstoffen gelangen ultrafeine Rußpartikel in die Luft. Zu dem hochgiftigen Dieselruß gesellen sich Partikel aus Reifenabrieb und aufgewirbelter Straßenstaub. Kein Wunder, dass an Hauptverkehrsstraßen die größten Feinstaubbelastungen auftreten.


Ab Januar 2005 müssen die Behörden handeln, wenn sich mehr Feinstaubpartikel in der Luft befindet als erlaubt. Und das ist nicht nur in Berlin regelmäßig der Fall: In fast allen anderen Bundesländern und in vielen Regionen Europas werden derzeit die geltenden Grenzwerte überschritten. An maximal 35 Tagen im Jahr ist eine Überschreitung des Wertes von 50µg/m³ erlaubt. Für das gesamte Jahr gilt ein Jahresmittel von 40µg/m³. Diese Grenzwerte sind allerdings willkürlich gesetzt, da es bei den giftigen Partikeln keine Wirkungsschwelle gibt, unter der das Einatmen der Stäube ungefährlich ist. In der Schweiz und im US-Bundesstaat Kalifornien gelten bereits heute Grenzwerte von 20µg; den Wert, den die EU erst ab 2010 fordert.


Bereits im ersten Quartal 2005 haben etliche Städte die Marke von 35 Tagesmittelwerten über 50µg/m³ überschritten. Diese hohen Feinstaubbelastungen sind leider nichts Neues; allerdings haben betroffene Bürger seit 2005 das Recht, wirksame Maßnahmen gegen Feinstaubbelastung vor Gericht einzuklagen.


Feinstaub in Berlin


Unter den unter Feinstaubbelastungen leidenden Städten nimmt Berlin eine Spitzenposition ein. Eine vergleichende Untersuchung der PM10-Staubbelastung in den europäischen Großstädten stellte schon 1997 fest, dass die pm10-Werte in Berlin höher waren als in London, Paris, Madrid, Amsterdam und Stockholm.

Im Jahr 2005 wurden Grenzwertüberschreitungen an mehr als 35 Tagen zuerst in der Neuköllner Silbersteinstraße und in der Frankfurter Allee in Friedrichshain gemessen. Auch 2006 wurden der Grenzwert an allen Mess-Containern an den Hauptverkehrsstraßen überschritten: Frankfurter Allee (70 Tage), Silbersteinstraße / Neukölln (66 Tage) Schildhornstraße / Steglitz und Karl-Marx-Straße / Neukölln je 54 Tage; Hardenbergplatz / Charlottenburg (48 Tage).

Mit bedenklichen PM10-Konzentrationen ist an allen Hauptverkehrsstraßen zu rechnen – gemessen wird allerdings nur an einigen wenigen, sodass für die übrigen die Belastung errechnet wird. So lässt sich eine Zahl von 190.000 Feinstaubbetroffenen in Berlin ermitteln.



Gegenmaßnahmen


Angesichts des erheblichen Anteils von Dieselrusspartikeln im Feinstaub muss im Verkehrsbereich gehandelt werden. Die Lösung: Ruß- bzw. Partikelfilter für Fahrzeuge mit Dieselantrieb. Derzeit hat nur ein Bruchteil der betroffenen PKW und LKW einen Filter. Mit Partikelfiltern lassen sich bis zu 90% der Rußpartikel herausfiltern. Die Kosten pro Filter betragen ungefähr 6000 Euro, was nur ca. 4% der Anschaffungskosten für LKW und Busse ausmacht. Die entsprechende Technologie ist vorhanden, hat sich in Großversuchen bewährt und kann auch bei älteren Dieselfahrzeugen nachgerüstet werden.


Da wir aber nicht mehr warten können bis alle Fahrzeuge umgerüstet werden, sind kurzfristige Maßnahmen nötig: (Temporäre) Fahrverbote für Dreckschleudern in dicht besiedelten Gebieten – nur wer den Filter hat, darf in die Innenstadt fahren.


In Berlin hat der BUND die Einführung der Umweltzone unterstützt und er fordert deren Regelung zu verschärfen. Innerhalb des S-Bahnrings dürfen jetzt nur noch solche Autos fahren dürfen, die den Anforderungen der Euronorm II entsprechen und einen Rußfiltern haben. Im Koalitionsvertrag von 2001/02 versprachen SPD und PDS: „Es muss in Berlin gelingen, die anspruchsvollen Grenzwerte der neuen europäischen Luftqualitätsrichtlinien zu unterschreiten. Dies gilt insbesondere für die Reduzierung der Feinstaubbelastung.“

Grundsätzlich gilt: Je mehr Menschen Bus & Bahn oder das Fahrrad nutzen bzw. zu Fuß gehen, desto besser wird die Luftqualität. So reduziert man nicht nur die Feinstaubbelastung, sondern auch Lärm, CO2-Ausstoß und Flächenverbrauch. Das Projekt „Tausend-Umwelt-Taxen“ war zwar ein Schritt in die richtige Richtung, weil der Erdgasmotor eine weitaus bessere Umweltbilanz aufweist, als Otto- oder Dieselmotoren. Aber als einziges bisher erkennbaren Handlungsfeld des Senates ist das natürlich nicht ausreichend. Letzlich wird der Schutz der Anwohner nur in einem größeren Maßnahmepaket zu erreichen sein. Die Forderungen des BUND zur Verkehrswende in Berlin zeigen den Weg in diese Richtung.



Weitere Informationen

BUND-Miniflyer „Gute Luft – Feinstaub und was dagegen zu tun ist“

[Download als PDF-Datei]



Luftreinhalte- und Aktionsplan Berlin 2005-2010

http://stadtentwicklung.berlin.de/umwelt/luftqualitaet/de/luftreinhalteplan/index.shtml


BUND-Stellungnahme zum Berliner Luftreinhalteplan

[Download als PDF-Datei]


Ausführliche Informationen zu Eigenschaften, Emissionen, Immissionen, Auswirkungen und Maßnahmen von bzw. gegen PM10

www.umwelt-schweiz.ch/imperia/md/content/luft/fachgebiet/d/122.2.pdf"


Mehr zu den medizinischen Aspekten von Feinstaub

http://idw-online.de/public/pmid-28611/zeige_pm.html


Täglich aktualisierte Ergebnisse der Feinstaubmessungen in Berlin

www.stadtentwicklung.berlin.de/umwelt/luftqualitaet


Das Umweltbundesamt dokumentiert bundesweit, wo und wie oft die gültigen

Grenzwerte für PM10-Staub überschritten wurden

http://www.env-it.de/luftdaten/trsyear.fwd


Tempo-30-Straßen

Pressemitteilung: "BUND fordert 82 Tempo-30 Straßen für Berlin

[ Download als pdf ]



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email: feinstaub(at)bund-berlin.de