Kastanien-Miniermotte: Unterschied zwischen den Versionen

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Version vom 19. September 2008, 12:12 Uhr

Region: Berlin
Autor: P. Steubl


Allgemein

Seit ein paar Jahren sind Berlins Rosskastanien jetzt von der Kastanienminiermotte befallen. Diese schädigt die Kastanien, so dass die Blätter sich frühzeitig einfärben und einrollen. Dadurch stehen sie nicht mehr für die Photosynthese zur Verfügung und der Baum wird in seiner Vitalität geschädigt. Es gibt in Berlin keine Rosskastanie, die nicht von diesem Schädling befallen ist. Betroffen sind die weißblühenden Rosskastanien, die rotblühenden Kastanien werden weitgehend verschont. Der Mottenbefall allein führt jedoch nicht zum Absterben der Bäume. Es muss allein deswegen keine Kastanie gefällt werden.


Herkunft und Verbreitung

Die Miniermotte wurde 1984 in der Nähe des mazedonischen Ohridsees entdeckt und hat sich seitdem mit einer Geschwindigkeit von 80 bis 100 Kilometern pro Jahr in Richtung Nordwesten verbreitet. Es gibt mehrere Ursachen dafür, dass die Miniermotte, deren eigentliche Heimat in Asien vermutet wird, ihren Weg nach Berlin gefunden hat. Klimatische Veränderungen, die eine natürliche Wanderung auslösen können, kämen als Ursache in Frage. Aber vor allen Dingen wurde eine Ausbreitung durch den europäischen Warenverkehr beobachtet. Das erste Exemplar auf bundesdeutschem Grund wurde 1993 beispielsweise an einer Autobahn in Bayern entdeckt.


Biologie

Die Kastanienminiermotte gehört zu den Blattmotten oder auch Miniermotten. Der erwachsene Falter ist nur etwa fünf Millimeter lang. Die Grundfarbe der Miniermotte ist metallisch-ocker, seine circa 3,5 Millimeter langen Flügel haben außen schwarz gerandete weiße Querstreifen. Bei genauerem Hinsehen kann man die kleinen Schmetterlinge den ganzen Sommer über an den dunklen Stämmen der Kastanie finden. Mit dem Beginn der Blüte der weißblühenden Kastanie macht sich auch die aus der Puppe am Boden schlüpfende Miniermotte auf den Weg und legt ihre Eier auf die Blattoberflächen der Kastanie. 20 bis zu 40 Eier kann ein einziges Weibchen ablegen, aus denen nach ca. zwei bis drei Wochen die Larven schlüpfen, die sich in das Blattgewebe einbohren. Sie "minieren" die Blatthaut zwischen den Blattadern, indem sie Fraßgänge in den Blättern freilegen, in denen sich die Larven anschließend verpuppen.


Der Befall und seine Folgen

Am Ende der Kastanienblüte beginnen sich die Blätter der befallenen Kastanien braun zu färben, ab Juni rollen sie sich ein und fallen ab. Zudem werden die Blätter in dem Stadium häufig auch noch von Pilzen befallen. Der Schädlingsbefall kann im Herbst zu einem vorzeitigem Neuaustrieb von Blättern und Blüten führen. Diese fehlen dem Baum dann im darauffolgenden Frühjahr. Die Miniermotte kann bis zu drei Generationen pro Jahr ausbilden, von denen die letzte im Laub auf dem Boden überwintert und sich für den nächsten Befall im neuen Jahr bereit hält.

Der Kastanienbaum wird durch den Befall der Miniermotte geschwächt, so dass andere Schädlinge wie Käfer, Pilze etc. bei befallenen Kastanien ein leichteres Spiel haben als bei gesunden Bäumen. So kann der Mottenbefall allein die Bäume nicht direkt abtöten, aber im Zusammenwirken mit anderen in der Stadt wirkenden Stressfaktoren, beispielsweise Bodenverdichtung, zu kleine Baumscheibe, Trockenheit, Luftverschmutzung, usw. die Berliner Kastanien auf Dauer ernsthaft in ihrem Bestand gefährden.


Gegenmaßnahmen

Es laufen z.Zt. in mehreren Ländern diverse Forschungsvorhaben mit dem Ziel, den Befall einzudämmen. Leider gibt es - auch vor dem Hintergrund dieser Forschungen - bisher noch kein im breiteren Maßstab einsetzbares Gegenmittel ("Pflanzenschutzmittel"), das praktikabel wäre und nicht zu ernsthaften Schäden an Natur und Umwelt führen würde.

Es gibt kein für den Privatgebrauch zugelassenes Pflanzenschutzmittel. Pheromonfallen mit Sexuallockstoffen für die Männchen sind vergleichsweise teuer, ihre Wirkung ist vernachlässigbar gering. Im kommerziellen Bereich (z.B. Baumschulen) sind einige wenige Präparate, z. B. NeemAzal T/S, Neem-Schädlingsfrei, zugelassen. Ihr Einsatz ist aber mit erheblichem Aufwand verbunden.

  1. Die wirkungsvollste derzeit mögliche Maßnahme - für jeden machbar - ist das umgehende Entfernen und Vernichten des am Boden liegenden befallenen Laubes. Dieses sollte dabei wirklich restlos auch aus Gartenecken und Gebüschen entfernt werden, um eine erneute Infektion im folgenden Frühjahr zu verzögern.
  2. Für 3 EUR kann man hierfür auf den Recyclinghöfen der Berliner Stadtreinigungsbetriebe (BSR) Laubsäcke erstehen, welche zur Abholung einfach an den Straßenrand gestellt werden können. Wichtig hierbei ist natürlich, dass man auch die Gartennachbarn dazu anhält, dem nachzueifern.
  3. Außerdem helfen vitalitätsfördernde Maßnahmen wie Bewässerung und Standortpflege, die Stressfaktoren, denen die Bäume ausgesetzt sind, zu verringern und sie somit widerstandsfähiger zu machen

Es ist nicht so, dass wir damit die Motte 100-prozentig wieder losbekämen. Wir werden wohl auf Dauer mit ihr leben müssen, aber einstweilen entlastet es die Bäume sehr. Und vielleicht findet die Wissenschaft in der Zwischenzeit noch anwendbare Mittel ("natürliche Feinde" z.b.) gegen das Insekt.


Links

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Infos der Berliner Senatsverwaltung